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Wann wurde Wikipedia erfunden?

Wikipedia – eines der herausragenden Projekte im Internet. Foto: © nmann77 / stock adobe
HWikipedia – eines der herausragenden Projekte im Internet. Foto: © nmann77 / stock adobe

Mittlerweile kennt sie jeder: Wikipedia, die mehrsprachige, freie Online-Enzyklopädie. Sie wird von einer Gemeinschaft von Freiwilligen, den so genannten Wikipedianern, in offener Zusammenarbeit und unter Verwendung eines wikibasierten Redaktionssystems namens MediaWiki erstellt und gepflegt.

Wikipedia ist das größte und meistgelesene Nachschlagewerk in der Geschichte. Die Seite befindet sich durchgängig unter den zehn beliebtesten Websites, die von Similarweb und früher Alexa ermittelt werden. Im Jahr 2022 war sie mit ihren entsprechenden länderspezifischen Unterseiten wie Wikipedia Deutschland laut Semrush die fünftbeliebteste Website der Welt. Sie wird von der Wikimedia Foundation gehostet, einer amerikanischen gemeinnützigen Organisation, die sich hauptsächlich durch Spenden finanziert.

Im Laufe der Jahre haben sich verschiedene Ableger und Konkurrenz- bzw. Ergänzungsprojekte gebildet – z. B. Web Community Wiki – kurz: WECOWI -, zu finden unter wecowi.de. Doch wann wurde Wikipedia eigentlich erfunden? Wir klären auf.

Historischer Überblick

Vor dem Start von Wikipedia wurden bereits verschiedene gemeinschaftliche Online-Enzyklopädien gestartet, jedoch mit begrenztem Erfolg. Wikipedia begann als ergänzendes Projekt für Nupedia, ein freies englischsprachiges Online-Enzyklopädieprojekt, dessen Artikel von Experten geschrieben und in einem formalen Verfahren überprüft wurden. Das Portal wurde am 9. März 2000 unter der Leitung von Bomis, einem Webportalunternehmen, gegründet. Die Hauptakteure waren der CEO von Bomis, Jimmy Wales, und Larry Sanger, Chefredakteur von Nupedia und später von Wikipedia.

Nupedia war zunächst unter der eigenen Nupedia Open Content License lizenziert, wechselte aber vor der Gründung von Wikipedia auf Drängen von Richard Stallman zur GNU Free Documentation License. Wales wird die Definition des Ziels zugeschrieben, eine öffentlich editierbare Enzyklopädie zu schaffen, während Sanger die Strategie zugeschrieben wird, ein Wiki zu verwenden, um dieses Ziel zu erreichen. Am 10. Januar 2001 schlug Sanger auf der Nupedia-Mailingliste vor, ein Wiki als „Zubringerprojekt“ für Nupedia zu erstellen.

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Start und Wachstum

Die Domains wikipedia.com und wikipedia.org wurden am 12. Januar bzw. am 13. Januar 2001 registriert. Der Name setzt sich aus den Wörtern Wiki und Encyclopedia zusammen. Der Grundsatz der „neutralen Sichtweise“ wurde bereits in den ersten Monaten kodifiziert. Ansonsten gab es anfangs nur relativ wenige Regeln.

Nupedia und Wikipedia existierten nebeneinander, bis die Server von Nupedia im Jahr 2003 endgültig abgeschaltet wurden und der Text in Wikipedia integriert wurde. Die englische Wikipedia überschritt am 9. September 2007 die Marke von zwei Millionen Artikeln und ist damit die größte Enzyklopädie, die jemals erstellt wurde. Sie übertraf damit die Yongle-Enzyklopädie aus der Ming-Dynastie von 1408, die diesen Rekord fast 600 Jahre lang gehalten hatte.

Aus Angst vor kommerzieller Werbung und mangelnder Kontrolle spalteten sich die Nutzer der spanischen Wikipedia im Februar 2002 ab und gründeten die Enciclopedia Libre. Wales kündigte daraufhin an, dass Wikipedia keine Werbung anzeigen werde und änderte die Domain von wikipedia.com zu wikipedia.org.

Wachstum und Probleme

Obwohl die englische Wikipedia im August 2009 die Zahl von drei Millionen Artikeln erreicht hatte, schien das Wachstum – was die Zahl der neuen Artikel und der Redakteure angeht – bereits Anfang 2007 seinen Höhepunkt erreicht zu haben. 2006 wurden der Enzyklopädie täglich etwa 1.800 Artikel hinzugefügt, 2013 waren es durchschnittlich etwa 800.

Ein Team des Palo Alto Research Center führte diese Verlangsamung des Wachstums auf die zunehmende Exklusivität des Projekts und den Widerstand gegen Veränderungen zurück. Andere vermuten, dass das Wachstum auf natürliche Weise abflachte, weil Artikel, die man gängigen Themenbereichen zuordnen konnte, bereits in großem Umfang erstellt und aufgebaut wurden.

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Im November 2009 stellte ein Forscher der Rey Juan Carlos Universität in Madrid fest, dass die englische Wikipedia in den ersten drei Monaten des Jahres 2009 rund 49.000 Redakteure verloren hat. Im Vergleich dazu waren es im selben Zeitraum 2008 nur 4.900 Redakteure. Das Wall Street Journal nannte als Gründe für diesen Trend eine Reihe von Regeln für die Bearbeitung und Streitigkeiten im Zusammenhang mit solchen Inhalten. Wales bestritt diese Behauptungen im Jahr 2009, indem er den Rückgang leugnete und die Methodik der Studie infrage stellte.

Zwei Jahre später, im Jahr 2011, räumte er einen leichten Rückgang ein, der von etwas mehr als 36.000 Redakteuren im Juni 2010 auf 35.800 im Juni 2011 reichte. Im selben Interview behauptete er jedoch, dass die Zahl der Redakteure stabil und nachhaltig sei.

In einem Artikel des MIT Technology Review aus dem Jahr 2013 mit dem Titel „The Decline of Wikipedia“ wurde diese Behauptung infrage gestellt und enthüllt, dass Wikipedia seit 2007 ein Drittel seiner freiwilligen Redakteure verloren habe und dass sich die verbleibenden Redakteure zunehmend auf wenige Bereiche konzentriert hätten. Im Juli 2012 berichtete The Atlantic, dass auch die Zahl der Administratoren rückläufig sei.

Aktueller Stand: Die Zahl der aktiven Editoren ist seither nach einer langen Phase des Rückgangs in etwa konstant geblieben.

Fazit

Die Wikipedia gehört sicher zu den herausragenden Projekten, die seit Anbeginn des Internets aufgebaut wurden. Ein umfangreicheres und von mehr Lesern genutztes Lexikon gibt es nirgends auf der Welt. Hoch anzurechnen bleibt den Initiatoren, dass die Nutzung aller Wikipedias – also auch Wikipedia deutsch – bis heute kostenfrei geblieben ist und auch auf Werbung größtenteils verzichtet wird.

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Foto: © nmann77 / stock adobe

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Verfasst von Hajo Simons

arbeitet seit gut 30 Jahren als Wirtschafts- und Finanzjournalist, überdies seit rund zehn Jahren als Kommunikationsberater.
Nach seinem Magister-Abschluss an der RWTH Aachen in den Fächern Germanistik, Anglistik und Politische Wissenschaft waren die ersten beruflichen Stationen Mitte der 1980er Jahre der Bund der Steuerzahler Nordrhein-Westfalen (Pressesprecher) sowie bis Mitte der 1990er Jahre einer der größten deutschen Finanzvertriebe (Kommunikationschef und Redenschreiber).