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Die Geschichte von Cannabis – Wann wurde es entdeckt?

Die ersten Spuren der Hanfpflanze finden sich in einem rund 4.700 Jahre alten chinesischen Lehrbuch Foto: ©yellowj / stock adob

Cannabis, soviel lässt sich sagen, wird schon seit Jahrtausenden zu medizinischen Zwecken verwendet. Damit schließt sich der Kreis – denn heute wird wieder verstärkt zu den Wirkungsweisen von Cannabis geforscht, und es findet als „medizinisches Cannabis“ bei Schmerztherapien und Krebsbehandlungen Verwendung.

Vor allem die Blüten der weiblichen Hanfpflanzen (Cannabis sativa und Cannabis indica) enthalten CBD (Cannabidiol) und THC (Tetrahydrocannabinol) – also jene Stoffe, die Hanf aufgrund ihrer Eigenschaften für Medizin und private Konsumenten gleichermaßen interessant machen. Wie aber sieht die Geschichte von Hanf aus? Wann tauchte es zum ersten Mal auf, und wie geht der Gesetzgeber mit Cannabis, Gras, Haschisch oder Marihuana um?

Die Kulturgeschichte der Hanfpflanze

Die ersten Spuren der Hanfpflanze finden sich in einem rund 4.700 Jahre alten chinesischen Lehrbuch, das sich mit den Themen Botanik und Heilkunst beschäftigte. Als ältester bekannter Marihuana-Fund gilt eine Grabbeigabe der sogenannten Yanghai-Grabstätten im Westen Chinas. Dort wurden Reste von Cannabis sativa gefunden – genauer gesagt Früchte, Blätter und Keimlinge. Laut Radiokarbonmethode beträgt das Alter der Funde circa 2.500 Jahre.

Auch in der indischen Literatur finden sich Berichte aus dem 4. Jahrhundert vor Christus über die medizinische und rituelle Verwendung der Hanf-Inhaltsstoffe. Aus medizinischen Schriften dieser Zeit lässt sich schließen, dass Cannabis eventuell als Mittel bei Schmerzen und Epilepsie verwendet wurde. Bei den Skythen wurden Hanfsamen (sie enthalten kein THC, haben aber euphorisierende Wirkung) als Mittel zur Reinigung auf heiße Steine gelegt.

In der europäischen Medizinliteratur ist Cannabis seit dem 5. Jahrhundert n. Chr. zu finden – etwa im Wiener Dioskurides. Offiziellen Einzug in die europäische Medizin hielt Cannabis seit dem ersten Kreuzzug (1096 bis 1099 n. Chr.). Seit dieser Zeit nutzen vor allem Klöster Cannabis für ihre Medizin. Im 15. Jahrhundert wird Cannabis auch in Kräuterbüchern wie dem Hortus sanitatis von 1491 erwähnt.

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Anwendungsbereiche waren damals hauptsächlich bronchiale und rheumatische Beschwerden. Auch als Ersatz für Opium wurde Cannabis verordnet. Als Startpunkt für den Gebrauch von Cannabis in der modernen Medizin gilt das Jahr 1838, als William Brooke O’Shaughnessy – ein in Indien ansässiger irischer Arzt – begann, mit indischem Hanf zu experimentieren und es bei rheumatischen Erkrankungen, bei Wundstarrkrampf, Cholera und Epilepsie einsetzte. Seine Untersuchungen, die alle auf einer tragfähigen wissenschaftlichen Grundlage ruhten, gelangten nach Europa und fanden dort in der Medizin großen Anklang.

Bis ins zweite Drittel des 20. Jahrhunderts hinein war Cannabis, vorwiegend als alkoholischen Extrakt, leicht zu bekommen und galt als eines der meist verordneten Medikamente. Für illegal erklärt wurde Cannabis in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, als es zur Übertragung des Opiumgesetzes des Deutschen Reiches (Fassung vom 10. Dezember 1929) in das Betäubungsmittelgesetz (BtMG) am 24. Dezember 1971 kam. International wurde Cannabis durch die UN-Suchtstoffkommission geächtet und sein medizinischer Nutzen erst am 2. Dezember 2020 durch die Umklassifizierung in eine andere internationale Liste anerkannt.

Cannabis in Europa – Wie ist es geregelt?

Im Augenblick (Stand Ende 2023) blockiert die Europäische Union die Legalisierung von Cannabis, wie sie in Deutschland geplant ist. Auch wenn es Unterschiede zwischen den Ländern geben mag, ist die rechtliche Grundlage in der EU das Schengener Durchführungsabkommen (SDÜ). Laut diesem „verpflichten sich die EU-Mitgliedsstaaten in Artikel 71, Absatz 1 in Bezug auf die unmittelbare oder mittelbare Abgabe von Suchtstoffen und psychotropen Stoffen aller Art einschließlich Cannabis und den Besitz dieser Stoffe zum Zwecke der Abgabe oder Ausfuhr unter Berücksichtigung der bestehenden Übereinkommen der Vereinten Nationen alle notwendigen Maßnahmen zu treffen, die zur Unterbindung des unerlaubten Handels mit Betäubungsmitteln erforderlich sind“. Darüber hinaus ist natürlich das Strafrecht der EU zu beachten und auch das Völkerrecht spielt eine Rolle, denn es gibt verschiedene Vereinbarungen wie das UN-Übereinkommen aus dem Jahr 1971 oder das UN-Übereinkommen von 1988.

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Staaten wie beispielsweise die Niederlande sind im Umgang mit Cannabis eher liberal (siehe Coffeeshops). Dort ist Cannabis zwar illegal, wird aber vom Staat toleriert. Die europaweit geltenden Regelungen bezüglich Cannabis betreffen allerdings nicht CBD beziehungsweise CBD-haltige Produkte mit einem THC-Gehalt von unter 0,3 Prozent. CBD besitzt keine berauschenden Eigenschaften wie THC, und auch ein Suchtpotenzial wurde (bislang) nicht nachgewiesen.

Cannabis in Deutschland – Geschichte und heute

In Deutschland hat Cannabis eine sehr lange Tradition, die bis die Zeit der Kelten. Aus dieser Zeit gibt es Nachweise, dass Cannabis als Kulturpflanze genutzt wurde. Am intensivsten wurde Hanf im 17. Jahrhundert angebaut, bevor die Anbauflächen schrumpften und die Kultivierung nachließ.

Eine erneute Blütezeit erlebte der Hanfanbau während des 1. und 2. Weltkrieges. Schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts verschärfte der deutsche Staat die Regelungen in Sachen Freizeitkonsum und stellte ihn immer weiter unter Strafe. Endgültig verboten wurde der Hanfanbau durch das Betäubungsmittelgesetz von 1982. Allerding dürfen Landwirte Cannabis seit 1996 wieder als Nutzpflanze anbauen. Seit 2017 ist medizinisches Cannabis in Deutschland legal.

Noch relativ ungeklärt ist in Deutschland der Umgang mit dem noch neuen HHC (Hexahydrocannabinol). Diese chemische Verbindung wird synthetisch hergestellt, als Basis dient CBD oder THC. Der Handel mit HHC ist augenblicklich in Deutschland (noch) legal, da es weder unter das Betäubungsmittelgesetz noch unter das Gesetz für neue psychoaktive Stoffe fällt.

Fazit

Hanf beziehungsweise Cannabis hat auf der ganzen Welt eine jahrtausendealte Tradition als Kultur-, Nutz- und Heilpflanze. Vor allem die berauschende Wirkung von THC, neben CBD einer der wichtigsten natürlichen Inhaltsstoffe der weiblichen Hanfpflanzen, hat zur Illegalität geführt. Die Neueinordnung von CBD durch die UN 2020 und die Nutzung von Cannabis zu medizinischen Zwecken sind wichtige Schritte hin zur vollständigen Legalisierung.

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Verfasst von Hajo Simons

arbeitet seit gut 30 Jahren als Wirtschafts- und Finanzjournalist, überdies seit rund zehn Jahren als Kommunikationsberater.
Nach seinem Magister-Abschluss an der RWTH Aachen in den Fächern Germanistik, Anglistik und Politische Wissenschaft waren die ersten beruflichen Stationen Mitte der 1980er Jahre der Bund der Steuerzahler Nordrhein-Westfalen (Pressesprecher) sowie bis Mitte der 1990er Jahre einer der größten deutschen Finanzvertriebe (Kommunikationschef und Redenschreiber).