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Wann wurde „Die Geschichte der O“ veröffentlicht?

Bild: ©luda311/ stock adobe

Das Buch „Die Geschichte der O“ erschien im Jahr 1954 unter dem französischen Originaltitel „Histoire d’O“. Der heute vorwiegend in BDSM-Kreisen bekannte erotische Roman stammt von der Autorin Anne Desclos. Sie veröffentlichte ihn unter dem Pseudonym Pauline Réage.

Wie die Geschichte der O als Buch die BDSM-Szene beeinflusste

Zu welchem Zeitpunkt die erotische Literatur entstand, lässt sich heute nicht genau nachweisen. Bereits bei den Sumerern fanden sich in Keilschrift verfasste Erotikverse. Eines der bekanntesten Werke der Erotikliteratur, das Kamasutra, erschien zwischen 200 und 300 nach Christus.

Obgleich erotische Literatur auf eine lange Geschichte zurückblickt, lösten Neuveröffentlichungen in diesem Genre bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts Skandale aus. Ein anschauliches Beispiel bildet „Die Geschichte der O“, die sich literarisch explizit der Unterwerfung einer Frau widmet.

Das in 20 Sprachen übersetzte Werk gehört heute zu den bedeutenden Büchern im BDSM-Bereich. Es prägte nachfolgende Veröffentlichungen sowie zahlreiche Bezeichnungen in der SM-Szene. Der „Ring der O“ zählt als Beispiel seit den 1990er-Jahren zu den Erkennungszeichen unter BDSMlern.

Was hebt „Die Geschichte der O“ von anderen erotischen Romanen ab?

Im Laufe der Zeit erschienen zahlreiche erotische Romane – viele davon in Frankreich. Geschichten wie die der „Lolita“ nehmen bis heute auf sexualisierte Vorstellungen sowie den allgemeinen Sprachgebrauch Einfluss. Ebenso wie das 1955 erschienene Werk von Vladimir Nabokov verursachte die ein Jahr früher veröffentlichte Geschichte der O einen Skandal.

Neben der Darstellung der weiblichen Unterwerfung machte ein weiteres Detail den Reiz des Buches und die Empörung darüber aus. Niemand wusste zunächst, wer sich hinter dem Pseudonym Pauline Réage verbarg. Erst im Alter von 86 Jahren gab Anne Cécile Desclos 1994 die Autorenschaft zu. In ihrem Heimatland war die Schriftstellerin damals wie heute besser als Dominique Aury bekannt.

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Als „Die Geschichte der O“ erstmalig erschien, kamen 2.000 Exemplare auf den Markt. Zudem entstanden 600 Bücher mit einer Lithografie von Hans Bellmer. Jean-Jacques Pauvert verlegte die Werke. Mit 27 Jahren machte er sich bereits einen Namen als „Provokateur“. Damals brachte er die Bücher des Marquis de Sade erneut an die Öffentlichkeit.

Ebenso wie in den gewaltpornografischen Romanen des französischen Adligen spielen BDSM-Praktiken in der Geschichte der O eine tragende Rolle. Das sowie die literarische Verarbeitung weiblicher Lust an der Unterwerfung führte dazu, dass Pauline Réages Geschichte zahlreichen Auflagen unterlag. Dazu gehörte ein generelles Werbeverbot.

Trotzdem erlangte „Die Geschichte der O“ schnell Bekanntheit und Ruhm. Im Jahr 1955 erhielt „Die Geschichte der O“ den französischen Literaturpreis „Prix des Deux Magots“.

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Was passiert in der Geschichte der O?

Als Protagonistin in der Geschichte der O lernt der Leser eine erfolgreiche Modefotografin aus Paris kennen. Ihr Name bleibt ein Geheimnis. Im Buch heißt sie schlicht „O“. Die submissiv veranlagte Frau begibt sich in die Hände ihres Geliebten René, der sie auf ein abgeschiedenes Anwesen „entführt“.

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Auf dem in Privatbesitz befindlichen Schloss Roissy unterwerfen sich Frauen dem Willen ihrer männlichen Gespielen. O nimmt an den zahlreichen Sessions in den eleganten Räumlichkeiten teil. Ihr Ziel besteht darin, sich für ihren Geliebten zu einer vollendeten Sub zu entwickeln. Während ihrer sexuellen Erziehung erlebt sie:

  • Fesselspiele
  • Auspeitschungen
  • Penetration durch verschiedene Partner

O lernt während ihrer Zeit auf Schloss Roissy, sich jedem Dominanten zu jedem beliebigen Zeitpunkt zu unterwerfen.

Nach der Ausbildung zur Sub zieht O bei Renés Freund Sir Stephen ein. Dieser übertrifft René in seiner Dominanz und gewinnt die Liebe von O. Zum Zeichen ihrer Verbindung lässt diese sich auf eine weitere Erziehung ein. Sie gelangt daraufhin nach Samois, ein ausschließlich von Frauen bewohntes Anwesen. Hier erhält sie als Symbol für die Unterwerfung unter Sir Stephen Brandmale sowie eine Beringung an den Schamlippen.

Die Originalausgabe der Geschichte der O endet mit ihrer Zeit in Samois. Jedoch enthält das Buch den Hinweis auf ein fehlendes Schlusskapitel. In diesem gelangt O zurück zum Schloss Roissy, wo Sir Stephen sie verlässt. In einer alternativen Version der Geschichte wünscht sich die Sub angesichts der Abwendung ihres Doms den Tod, der ihr von diesem gewährt wird.

Die nachfolgende Geschichte „Rückkehr nach Roissy“ veröffentlichte die Autorin jedoch erst im Jahr 1969. In dieser Version kehrt O ebenfalls ins Schloss zurück. Am Ende des Buches sucht die Polizei Sir Stephen wegen Mordes. Allerdings ist nicht O das Opfer. Sie hat die Wahl, sich für ihre Freiheit zu entscheiden oder für das weitere Leben in Roissy.

Wann erschien die Geschichte der O als Film?

Der Regisseur Just Jaeckin verfilmte „Die Geschichte der O“ im Jahr 1975. Dies entfachte erneut ein Skandal. Die MLF, „Mouvement de libération de femmes“, wehrte sich gegen die Veröffentlichung des Werks. Mit dem Schlachtruf „Kein Geld für unsere Körper!“ versuchten die Feministinnen, die Ausstrahlung des Films zu verhindern.

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Die Verfilmung mit Corinne Cléry in der Hauptrolle orientiert sich stark an der Buchvorlage. Allerdings weisen mehrere Handlungsstränge sowie das Ende Unterschiede zur Originalgeschichte auf. Um einen Einblick in den Film zu erhalten, schauen sich Interessenten den Trailer der Geschichte der O auf Youtube an.

Bislang erschien die Geschichte der O nicht auf Netflix. Allerdings steht das Werk in zahlreichen Verfilmungen auf DVD und Blu-Ray zur Verfügung. Neben der Erstverfilmung aus den 70er-Jahren existiert seit 1992 eine spanische Miniserie, die sich der Geschichte der O widmet. Die Hauptrolle in dieser übernimmt die Schauspielerin Cláudia Cepeda.

Weitere Adaptionen der Geschichte der O

Im selben Jahr, als die Geschichte der O als Film erschien, adaptierte Guido Crepax das Werk als Comic. In Deutschland landete das zweiteilige Kunstwerk allerdings auf dem Index.

In Frankreich und Italien erschien „Die Geschichte der O“ als im Siebdruckverfahren hergestelltes Comicbuch. Die nummerierten Editionen erhielten neben einer Signatur jeweils ein Vorwort von Alain Robbe-Grillet und Roland Barthes.

Aufgrund der hochwertigen Verarbeitung gilt die Geschichte in dieser Version bis heute als teuerster Erstdruck eines Comics.

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Verfasst von Hajo Simons

arbeitet seit gut 30 Jahren als Wirtschafts- und Finanzjournalist, überdies seit rund zehn Jahren als Kommunikationsberater.
Nach seinem Magister-Abschluss an der RWTH Aachen in den Fächern Germanistik, Anglistik und Politische Wissenschaft waren die ersten beruflichen Stationen Mitte der 1980er Jahre der Bund der Steuerzahler Nordrhein-Westfalen (Pressesprecher) sowie bis Mitte der 1990er Jahre einer der größten deutschen Finanzvertriebe (Kommunikationschef und Redenschreiber).